Endlich hat es geklappt. Seit drei Jahren möchte ich am Aerofestival in Villarrica in Chile teilnehmen, doch immer kam etwas dazwischen. Dieses Jahr konnten Martin und ich uns spontan frei nehmen und fanden kurzfristig einen tollen Mitflieger, Wolfgang aus Deutschland. In wenigen Tagen liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Zunächst mussten die Bürokratiehürden in Argentinien gemeistert werden. Und dann kam die neue Erfahrung für Chile hinzu. Ist das Flugzeug desinfiziert? Ist der Einflug genehmigt? Puuhh, da gab es einiges zu berücksichtigen. Dabei habe ich immer und immer wieder sowohl Papierkarten als auch digitale Versionen inklusive Google Earth studiert, um die beste Route inklusive Alternative für die Überquerung des immensen Gebirges, der Anden, zu finden. Frequenzen raus schreiben, Links zu Wetterinformationsquellen sammeln, GenDecs (General Declaracion) für die Grenzüberschreitungen vorausfüllen und in Argentinien noch dazu für die nationalen Flüge, aber bitteschön mit einem anderen Formular…und so weiter. Und dann ging es los 🙂
Erfreulicherweise lief die Einreise in San Fernando, dem internationalen Flugplatz für die allgemeine Luftfahrt in Buenos Aires, relativ problemlos. Wir konnten innerhalb von nur anderthalb Stunden weiterfliegen gen Macachín, einem Flugplatz mitten in der argentinischen Pampa. Die dortigen Aeroclubmitglieder wissen, was Piloten auf der Durchreise benötigen: Avgas, etwas zu essen und zu trinken sowie Internet für die weitere Flugplanung. Sowohl auf der Hin- als auch der Rückreise wurden wir spitzenmäßig umsorgt, insbesondere die Schnitzelbrötchen sind legendär. Am nächsten Tag ging eine Gewitterfront durch unsere Strecke, weshalb wir erst später los flogen und somit nur noch vereinzelte Schauer unterwegs antrafen. In Neuquén angekommen, bereiteten wir alles vor für den nächsten Tag. Noch einmal schlafen und dann war es soweit. Wir starteten zu unserem ersten Überflug des Andengebirges!
Das Wetter war uns wohl gesonnen und es lief alles nach Plan. Wir stiegen auf Flugfläche 105, was unsere CX-PBO spielend meisterte, und flogen zunächst etwa eine Stunde über eine Wüstenlandschaft wie ich sie aus Namibia kenne. Weit und breit nichts. Und dann begann das Gebirge, es kam uns immer näher, von vorne und von unten. Am höchsten Geländepunkt flogen wir 1500 Fuß über Grund und konnten schon den ersten Vulkan in der Ferne ausmachen. Hier und da lag ein wenig Schnee und kurz nach der Grenzüberquerung flogen wir am Vulkan Sollipulli vorbei, dessen Krater mit Schnee bedeckt ist. Dann gingen wir auch schon in den Sinkflug über, um 25 Minuten später am Flugplatz Villarrica zu landen.
Das Festival war hervorragend organisiert. Ein Einwinker zeigte uns den Weg zum Abstellplatz, dann ging es direkt zur den Behörden zwecks Einreise nach Chile. Wir schauten uns fasziniert um, ließen uns über das Gelände treiben und beschlossen, am späten Nachmittag noch zu einem Rundflug um den aktiven Vulkan Villarrica zu starten. Ein weiterer Höhepunkt dieser Reise.
Am Folgetag genossen wir das Festival, schauten uns in der hübschen Stadt um und organisierten die Ausreise für den nächsten Tag. Mit Glück und Verhandlungsgeschick gelang es uns, am Sonntag Mittag über den Flugplatz Pucón auszureisen. Aufgrund der späteren Uhrzeit erwarteten uns einige Turbulenzen in den Bergen, doch in FL115 konnten wir mit kräftigem Rückenwind zügig bis Neuquén fliegen, wo uns ein heftiger Gewittersturm erwartete. Es dauerte tatsächlich keine fünf Minuten nach Schließen des Hangartors bis es draußen schwarz wurde, heftig stürmte und krachte. Das hatte gerade noch gepasst. Am Montag schafften wir es dann über Macachín und Rosario bis Carmelo. Unsere 3er Crew war erschöpft, aber glücklich wieder zu Hause zu sein.